Atemwegserkrankungen
Die Wirksamkeit von Heilverfahren am Meer bei Atemwegserkrankungen beruht neben den allgemeinen Behandlungen auf den klimatischen Faktoren, die durch Inhalationen mit Meerwasser erweitert werden können. Im einzelnen wird über das Verhalten der ventilatorischen Größen im Verlaufe einer Kur berichtet.
Die sich hierin widerspiegelnden Besserungen sind bei Kindern noch ausgeprägter als bei Erwachsenen.
Solche Heilverfahren müssen mindestens vier Wochen dauern, um den gewünschten Effekt zu zeigen. Als Beispiel für diese Notwendigkeit wird das Verhalten von Keimbesiedelungen im Nasen-Rachenraum angeführt. Ein Hinweis auf die positive Langzeitwirkung der Heilmaßnahmen schließt das Kapitel ab.
Thalassotherapie und Inhalationen
Bei chronischen Erkrankungen der Atemwege hat sich die Thalassotherapie seit langem bewährt. Durch das Einatmen zerstäubten Meereswassers wird die Sekretverflüssigung gefördert. Die Reinheit der Luft führt zu einer Entlastung der zuvor durch Unreinheiten der Luft am Wohnort strapazierten Schleimhäute. Die Allergenfreiheit wird bei den allergischen Krankheitsformen zu einem tragenden Prinzip. Die Wirkung von Meerwasserinhalationen wurde an 203 Gesunden und 103 Patienten mit Bronchitis, Emphysem oder Asthma untersucht und dabei die Vitalkapazität, der Atemstoß und der Tiffeneau vor, direkt und 7, 15 sowie 30 Minuten nach einer Inhalation bestimmt. Die Inhalationen erfolgten zu Vergleichszwecken auch mit Süßwasser und physiologischer Kochsalzlösung. Bei den Meerwasserinhalationen kam es während der Inhalation selbst zu einer Abnahme der genannten Meßgrößen, danach zu einer kräftigen Zunahme. Bei Asthma und Emphysem war der Rückgang in der anfänglichen Phase ausgeprägter, bei Bronchitis die spätere Zunahme. Bei allen anderen Inhalationen wurde die initiale Reduktion der Werte vermißt, ihr späterer Anstieg war aber auch nur geringfügig. Wegen des hohen Dampfdruckes (relativen Feuchte) der Meeresluft wird den Atemwegen weniger Wasser entzogen. Das im Kurverlauf zu erzielende Training der physikalischen Wärmeregulation bewirkt einen Schutz vor Erkältungskrankheiten.
Die Effektivität der Thalassotherapie ist im Sommer und Winter gleich. Meeresbäder sind zur Erreichung des Behandlungszieles nicht notwendig. Ihr Einfluß auf die Lungenfunktion wurde an insgesamt 46 Probanden untersucht. Wie bereits im Kapitel über das Schwimmen erwähnt, konnten keine anhaltenden Veränderungen der Ventilationsgrößen durch ein Meeresbad gefunden werden.
Herz- Kreislauferkrankungen
Die Anwendung der Bäder- und Klimaheilkunde und der Bewegungstherapie in der Behandlung von Regulationsstörungen des Herzens und des Kreislaufs wurde bereits auf einigen Seiten angesprochen.
Um eine abschließende Darstellung der hier zu besprechenden wissenschaftlichen Untersuchungen geben zu können, werden die verschiedenen Behandlungsformen bei den Regulationsstörungen teils durch Hinweis auf frühere, teils durch zusätzliche neue Besprechungen dargestellt. Die Veröffentlichungen zur Infarktrehabilitation werden unter dem Gesichtswinkel der Belastung nicht nur durch Arbeit, sondern auch durch andere Tätigkeiten und durch Einflüsse von außen besprochen, wobei Kriterien für die Auswirkungen der Belastung die Herzfrequenz und in Verbindung mit dem Blutdruck deren Druck-Frequenzprodukt sowie Veränderungen des ST-T-Stücks im EKG und das Auftreten von Arrhythmien sind. So werden Einflüsse durch Kälte, Schwüle, Sauna, Autofahren und psychische Belastungen geschildert.
Neurodermitis
Verwendete Therapien und Quantifizierung der Befundbesserung
Zusammenfassung
Fragestellung
Die vorliegende Untersuchung hat zwei Ziele: Einmal soll ein Überblick darüber gegeben werden, welche Methoden bei Rehabilitationsmaßnahmen an der See bei Neurodermitispatienten angewendet werden. Zweitens soll der Erfolg der verschiedenen therapeutischen Maßnahmen quantifiziert werden.
Methode
In vier stationären Einrichtungen an der Nord und Ostsee nahmen 667 Patienten zwischen 3 und 65 Jahren mit der Diagnose Neurodermitis an der Untersuchung teil. Der dermatologische Befund wurde anhand des EASI-Scores objektiviert. Die Ärzte wurden gebeten, das in ihren Kliniken übliche Behandlungsregime anzuwenden.
Ergebnisse
Während der stationären Heilmaßnahme sank der durchschnittliche EASI-Score von 28 auf 13. Von den 667 Patienten zeigten 621 (93 %) eine Verbesserung des Hautbefundes. 11 Patienten (2 %) zeigten keine Veränderung in der Schwere ihrer Symptomatik, 35 Patienten (5%) eine Verschlechterung. Bei fast allen Patienten wurde eine Basistherapie verordnet, die aus Meerwasserbädern und künstlicher UV-Bestrahlung besteht, die die natürliche Sonnenstrahlung ergänzen soll. Therapeutika wie Farbstoffe, LCD oder Steroide wurden in den einzelnen Kliniken nach unterschiedlichen Strategien verordnet, wobei in der Regel eine Korrelation zum Ausgangsbefund deutlich wurde. Der therapeutische Effekt war weitgehend davon unabhängig, welche Therapeutika eingesetzt worden sind.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse der Untersuchung haben die therapeutische Wirksamkeit eines stationären Aufenthaltes an der See überzeugend nachweisen können. Die Frage, welchen Anteil am therapeutischen Erfolg die thalassotherapeutischen Maßnahmen und welchen Anteil die spezifischen dermatologischen Therapeutika haben, musste jedoch unbeantwortet bleiben, u. a. deswegen, weil die Therapien sehr gezielt und abgestuft nach der Schwere des jeweiligen Befundes eingesetzt wurden.